Esbeck. Es ist noch ein ordentliches Stück Arbeit bis in die alte Schule Esbeck wieder Menschen einziehen können. Doch die Zeit drängt. Schon am 15. August soll die einstige Lernanstalt zur Zweigstelle des Ankunftszentrums in der ehemaligen Jugendherberge Schöningen werden. Dort platzen die Räume aus allen Nähten. Und der Landkreis muss Woche für Woche etwa 50 weitere Geflüchtete aufnehmen. Ein großes Problem: Es gibt nicht genug Wohnraum und noch viel weniger Wohnungsausstattung, weshalb die Menschen kaum mehr an die Kommunen verteilt werden können. Auch in der politischen Bildungsstätte Helmstedt, im Kloster St.-Ludgerus, im Paul-Wilhelm-Kraul-Haus Velpke und im Sonntags-Hotel Helmstedt leben zur Zeit geflüchtete Menschen.
Esbeck? Da war doch was. Richtig. 2015 wurde die alte Schule im Zuge der Flüchtlingswelle quasi über Nacht zur Notunterkunft. Damals, erinnerte sich Gerhard Radeck bei einem Lokaltermin, habe der Verantwortliche im Landkreis die Öffentlichkeit nicht mitgenommen. Das hatte tatsächlich zu erheblichen Verstimmungen in Esbeck geführt.
Diesmal sieht das anders aus. Lange hat der Landkreis erklärt, bei Bedarf wieder auf die Schule als Unterkunft zurückgreifen zu müssen. Nun also ist es soweit. Zum Lokaltermin waren auch Schöningens Bürgermeister Malte Schneider, Esbecks Ortsbürgermeister Hans-Joachim Rehkuh und Christoph Neddermeyer vom Katastrophenschutzstab im Landkreis vor Ort. Während noch fleißig an der Infrastruktur für eine funktionierende Unterkunft gearbeitet wird, sind die ehemaligen Klassenräume bereits vorbereitet: Acht Feldbetten pro Raum, eine entsprechende Anzahl an Spinden aus Stahl – so sieht das vorübergehende Nachtlager aus. Einzelne Räume sind für Familien oder Menschen mit mehr Ruhebedarf ausgelegt. Und im Erdgeschoss eines Schultraktes hat der Landkreis sechs Duschkabinen aufstellen lassen, in den Nationalfarben der Ukraine. Denn um ihre Unterbringung geht es aktuell vorrangig.
Das Dilemma ist groß. Das Ankunftszentrum ist eine freiwillige Leistung des Landkreises, um besagten Wohnraumengpass zu überbrücken. Doch der Engpass wird immer enger, und die Menschen müssen länger im Ankunftszentrum bleiben. Der Haken: Der Landkreis hat vom Land Niedersachsen keine Kostenzusage erhalten, bleibt also zunächst au seinen Ausgaben sitzen. Allein der Betrieb der Schule in Schöningen kostet unter „Volllast“, also von 150 bis 200 Menschen bewohnt, monatlich 300 000 Euro.
Die Aufgabe ist groß. Helfen kann jeder. So brauch es etwa Kosmetik und Hygieneartikel, auch Kleidung werde wieder gebraucht. Unabhängig von Gesprächen des Landkreises mit Wohnungsbaugesellschaften sind weiterhin private Wohnungsgeber willkommen, allerdings mit regulären Mietzinsvorstellungen.
Stand 11. August leben 1185 Menschen aus der Ukraine im gesamten Landkreis Helmstedt.