9. Juli 2022
Topstory

Die Lappenfarben müssen immer passen

Daniel Friedrichs ist Hauswirtschaftler beim DRK in Velpke • Der 34 Jahre alte Mann liebt diesen Beruf

Ursula Lüders und Daniel Friedrichs – die beiden Verbindet inzwischen ein großes gegenseitiges Vertrauen. Foto: Erik Beyen

Velpke. „Bei der Hausarbeit gibt es keine strikte Trennung mehr“, sagt Daniel Friedrichs aus Velpke. Der Mann muss das wissen, denn er geht putzen, ganz offiziell als Hauswirtschaftler im Auftrage der DRK-Sozialstation in Velpke. 20 Stunden pro Woche schwingt er Putzlappen, Aufnehmer und Staubsauger, bezieht Betten und holt die Post ab – alles für Klientinnen und Klienten des DRK, die schlichtweg Unterstützung im Haushalt benötigen.

Wir begleiteten den Saubermann von Velpke für eine kleine Weile, eine ganz passende Weile, denn exakt an diesem Tag feierte er sein Zweijähriges als Reinigungsmann. Seine erste Klientin ist Ursula Lüders aus Wahrstedt. Bei ihr fing sozusagen alles an. „Dort war ich nach meiner Einarbeitungszeit erstmals ganz alleine vor Ort“, so Friedrichs.

Es ist 7.45 Uhr am Morgen. Für Leute von der Zeitung ziemlich früh, für Daniel Friedrichs eine ganz normale Zeit. In den Räumen der DRK-Sozialstation in Velpke bereitet er sich auf seinen heutigen Dienst vor. In einer Viertelstunde muss er in Wahrstedt sein. Zwei Stunden Putzen stehen auf dem Plan. Den gibt es elektronisch auf das Mobiltelefon, und das nimmt vor Ort sogar die Zeit. Alles für die Dokumentation, denn die Dienstleistung des Hauswirtschaftlers wird in der Regel im Rahmen einer Pflegestufe abgerechnet. Die Menschen, bei denen Friedrichs putzt, brauchen seine Hilfe, und nicht nur am Putzlappen. In diesen Tagen ist vor Dienstbeginn dreimal pro Woche ein Corona-Schnelltest nötig. „Über die Nase, das ist für mich angenehmer“, schmunzelt er, und: „Zum Glück, ist noch nichts passiert.“

Um kurz vor acht Uhr klingelt der Reinigungsmann bei seiner Klientin. „Heute beziehen wir das Bett neu und ansonsten wie üblich“, sagt Ursula Lüders. Zwischen den beiden besteht ein großes Vertrauensverhältnis. Das ist nicht selbstverständlich. Die betagte Dame bekommt auch regelmäßig Besuch von der ambulanten Pflege des DRK, duschen, spritzen. „Das ist nicht so angenehm, wenn man sich auszieht“, sagt sie, weil die Pflegekräfte auch mal wechseln.

Bei Daniel Friedrichs darf sie bleiben, wie sie ist. Dafür aber sieht der Mann auch die intimsten Bereiche des Wohnumfeldes seiner Klientin. „Anfangs ist das immer etwas verkrampft, weil man sich erst kennenlernen muss“, erklärt er, und: „Aber Frau Lüders ist eine sehr liebe Person, und sie hat es mir wirklich leicht gemacht.“

Sein Pensum für die nächsten zwei Stunden kennt er. Das steht für alle Fälle auch in einem individuellen Plan, den es für jedem Haushalt gibt, den Friedrichs besucht. Sogar die richtige Farbe des jeweiligen Putzlappens ist da festgehalten. Eine wichtige Sache, denn jeder Lappen hat seinen Einsatzbereich, und anhand des Plans können auch Vertretungen so richtig sauber machen.

Heute beginnt er mit dem Bett, ziemlich gekonnt. „Wer schläft nicht gern in einem frisch bezogenen Bett“, meint er. Seine Klientin lächelt. Danach geht es ins Bad, Läufer einsammeln und im Garten ausschütteln, dann schwingt er Abzieher und Lappen – ziemlich anstrengend. Nach dem Bad geht es in das Wohnzimmer, auch die kleine Toilette bekommt eine Putzrunde, dann der Durchgang und die Küche. „Wir sprechen immer durch, was dran ist“, erzählt Ursula Lüders. Sie schätzt ihren jungen Helfer. Und der schätzt seinen Beruf, denn von Klient zu Klient muss er sich umstellen, aber: „Ich bekomme sofort etwas zurück: Dankbarkeit.“

Für seine Klienten ist er mehr als der Putzmann. Er ist ein willkommener Gast, ein Gesprächspartner und Seelsorger, Einkäufer, Postbote, Gartenpfleger und Wäschemann. Die nächste Station für Daniel Friedrichs ist Danndorf. In einer Woche besucht er Ursula Lüders wieder.

Auch interessant