Region. Der Appell zum Wassersparen – er ist durch die letzten Hitzesommer eher die Regel als die Ausnahme. Doch: Was kann der Einzelne tun? Und wie stellen sich die Kommunen auf? Wir haben uns dazu mit David Logtenberg, Pressesprecher der BS-Energy- Gruppe unterhalten, zu der seit 2006 auch die Stadtentwässerung Braunschweig gehört.
Herr Logtenberg, das Frühjahr ist deutlich zu trocken ausgefallen, Wasser zu sparen, macht also durchaus Sinn. Auf der anderen Seite liest man immer wieder, dass ein zu geringer Wasserverbrauch den Leitungen schade. Was sagen Sie dazu?
Um die Funktionsfähigkeit der Abwasserleitungen zu erhalten, ist grundsätzlich keine Mindestmenge erforderlich. Dennoch ist es sehr sinnvoll, sorgsam mit Wasser umzugehen: Die Aufbereitung zu Trinkwasser ist aufwendig, ebenso die Behandlung des Abwassers. Wasser sparen bedeutet daher, vor allem Energie zu sparen: Es wird transportiert, gepumpt, behandelt, erhitzt und gereinigt. Und: Weniger Wasserverbrauch spart natürlich auch Geld im Portemonnaie. Für die Verteilung von Wasser gilt: Eine möglichst gleichmäßige Entnahme erhöht die Effizienz. Die Bewässerung des Gartens und andere Aktivitäten mit einem hohen Wasserverbrauch sollten deshalb – wenn überhaupt – möglichst über den Tag verteilt oder nachts erfolgen.
Wo kann der Bürger denn Wasser sparen und auf was sollten die Haushalte bei der Verwendung von Wasser sonst noch achten?
Wer seinen Verbrauch reduzieren möchte, kann – wenn vorhanden – im Garten anfangen. Ebenso sind Wasserspar-Armaturen zu empfehlen: Sie sorgen für Waschen und Duschen ohne Komfortverlust. Den Wasserhahn beim Zähneputzen nicht laufen zu lassen, sollte heute selbstverständlich sein. Aus unseren Leitungen fließt stets Trinkwasser – ein Lebensmittel – das für viele Menschen auf der Welt so nicht zur Verfügung steht. Der Aufwand, diese Wasserqualität anzubieten, steigt jedoch. Daher sollte uns die Wasserversorgung auch etwas wert sein. Das bedeutet auch: Spüle und Toilette sind nicht dafür da, um Stoffe zu entsorgen. Essensreste, Chemikalien, Medikamente, Binden: All das gehört nicht ins Abwasser und stellt die Anlagen zur Wasseraufbereitung vor Probleme – im schlimmsten Fall droht eine Verstopfung.
Wie wird das Abwasser in Braunschweig wiederverwertet?
Etwa die Hälfte des gereinigten Abwassers dient in Braunschweig zur Beregnung landwirtschaftlicher Flächen. Diese bewirtschaften Mitgliedsbetriebe des Abwasserverbandes Braunschweig, die hier unter anderem Energiepflanzen anbauen. Daraus erzeugt der Abwasserverband Braunschweig Biogas, das unter anderem an der Kläranlage Steinhof aber auch am Heizkraftwerk Ölper genutzt wird, um Strom und Wärme für Braunschweiger Haushalte bereitzustellen.
Die zweite Hälfte ist ebenfalls eine Braunschweiger Besonderheit: Es fließt in die Rieselfelder und wird dort zum einen noch weiter gereinigt, zum anderen ist dieses Gebiet dadurch ein einzigartiges Biotop, das die Biodiversität erhöht. Weil mittlerweile die jährliche Regenmenge zu gering ist, hilft diese Form der Abwassernutzung zudem, dieses Defizit auszugleichen.
Wie wirkt sich die Klimaveränderung auf unser Wasser aus?
Zu wenig Regen insgesamt und punktuell zu viel – auf diese Formel lässt sich die Klimaveränderung beim Wasser reduzieren, und das Defizit zwischen Bedarf (vor allem für die Landwirtschaft) und natürlichem Angebot steigt kontinuierlich. Es hat sich in den zurückliegenden 20 Jahren etwa verdoppelt. Darauf hat die EU mit einer Verordnung zur Wasserwiederverwendung reagiert, die den Mitgliedstaaten den rechtlichen Rahmen zur Nutzung von gereinigtem Abwasser gibt. Hier ist Braunschweig deutschlandweit ein Vorreiter – unter anderem, weil das Abwasser zum Ausgleich des Regen-Defizits genutzt wird. In der Kläranlage Steinhof in Braunschweig gewinnen wir durch das Reinigen auch Nährstoffe zurück, insbesondere Stickstoff und Phosphor. Diese Stoffe eignen sich als Dünger – es laufen bereits erste Projekte, um diese Wertstoffe entsprechend verwerten zu können.