Velpke. Am 20. April schließt das Café Reinhards in der Galerie Velpke am Weideweg in der Nordkreisgemeinde Velpke für immer die Türen ab. Der Grund sind offenbar eine Änderungskündigung einhergehend mit einer kräftigen Mietzinserhöhung von über 200 Prozent, der Allgemeinzustand des Gebäudes sowie unüberbrückbare Differenzen.
Café-Betreiberin Sabine Lohmann hat nun beschlossen, die Galerie zu verlassen, und das, obwohl ihr Herzblut am Café hing und hängt, wie sie bei einem Lokaltermin erklärte. Gesprächsangebote ihrerseits hat der Vermieter, die Velke Verwaltungs GmbH, demnach nicht angenommen. Von dort kommen schwere Vorwürfe gegen die Betreiberin des Cafés.
Seit 2017 gibt es das Café in der Galerie. Und eigentlich hätte Lohmann gern weitergemacht. Immerhin steckt eine mittlere fünfstellige Summe in ihrem Traum. Das Geld sei eigentlich für das eigene Haus vorgesehen, „na ja, vielleicht auch für ein neues Auto“, so Lohmann. Doch dann hatte sie die Chance, das Café zu eröffnen. Das sei, so erzählt sie, eine beinahe spontane Entscheidung gewesen. Lohmann erinnert sich genau. „Am 7. September 2017 habe ich innerhalb einer Stunde entschieden, das Café zu machen“, sagt sie und lacht. Das kann sie inzwischen wieder, lachen, und: „Wir sind jetzt froh, dass wir hier rausgehen, obwohl ich mich im Café richtig wohlgefühlt habe, denn wir hatten hier eine richtig schöne Zeit mit unserer Kundschaft, haben viele tolle Menschen aus ganz Deutschland kennenlernen dürfen.“
Was war passiert? Die Zusammenhänge sind etwas undurchsichtig. Lohmann schloss ihren Mietvertrag noch mit dem ehemaligen und inzwischen verstorbenen Besitzer Herbert Velke ab. Nicht nur die Räume des Cafés hatten einige Jahre leergestanden. Die damalige Geschäftsführerin, ihr Name ist der Redaktion bekannt, hatte demnach den Auftrag, die Galerie zu beleben, aber: „Dafür hätte man sanieren müssen“, sagte sie in einem Telefonat. Stattdessen entschied man sich, Gewerbe anzusiedeln, das nicht auf Laufkundschaft angewiesen ist, und zwar für entsprechend günstige Mieten. Am 1. Oktober 2015 inserierte das Unternehmen auf seiner Facebookseite Gewerbeflächen für eine Kaltmiete von fünf beziehungsweise sechs Euro pro Quadratmeter. Im Gespräch bestätigte die ehemalige Geschäftsführerin, dass diese Aktion keinen Erfolg hatte. Folgerichtig habe man das Angebot nachgebessert, natürlich mit der Ankündigung einer späteren Mietanpassung.
Inzwischen ist die Ehefrau des verstorbenen Velke, Jossinai Velke-Schomann, Geschäftsführerin der Velke Verwaltungs GmbH. Die neu veranschlagten Mieten entsprechen nach unseren Informationen dem Mietspiegel eines Neubaus, also 10 Euro bis 10.50 Euro zuzüglich Mehrwertsteuer und Nebenkosten. „Das wäre für uns eine Mietpreissteigerung von über 200 Prozent“, so Sabine Lohmann. Der Haken: Das Gebäude ist offenbar nach wie vor nicht saniert. Lohmann zählt einige Mängel auf: Wasserschäden, Löcher im Boden und sogar ein Marder unter dem Dach des Cafés, dessen Urin durch die Beleuchtung in den Gastraum getropft haben soll. Hinzu kommen Ungereimtheiten, wie nicht oder verspätet gezahlte Gutschriften aus Nebenkostenabrechnungen oder auch Rechnungen über Verzehr der GmbH.
Die Fronten sind verhärtet. Man spricht nicht miteinander. Eine Mitarbeiterin der Velke Verwaltungs GmbH erklärte in einem Telefonat: „Wir haben um ein Gespräch gebeten, zu uns ist niemand gekommen.“
Und weiter: Die günstige Miete sei ein Freundschaftsdienst der ehemaligen Geschäftsführerin gewesen. „Uns geht es um Gerechtigkeit. Wir wollen, dass sich alle Mieter wohlfühlen“, ergänzt die Mitarbeiterin. Stattdessen habe es von Lohmann böse Briefe und Mails gegeben, Jossinai Velke-Schomann werde beleidigt und diffamiert, weil die Café-Inhaberin Unwahrheiten verbreite. Brief- und Mailverkehr liegt vor. Er widerspricht dieser Darstellung.
Das Vorgehen des Vermieters zerstört nicht nur Lohmanns Existenz. Die Café-Betreiberin muss nun ihr gesamtes Inventar verkaufen, weil viele Teile noch nicht einmal abgeschrieben sind. Dafür steht demnach eine fünfstellige Summe im Raum, die sie mit dem Verkauf „erwirtschaften“ muss, um sauber aus der Sache zu kommen. Die Komplette Bestuhlung, kleine Schränke, Goldrandgeschirr, Gläser in verschiedenen Formen – alles muss raus.