Region/Helmstedt. Gute Nachrichten für die rund 25 000 Berufspendler, die täglich von Helmstedt aus in die Region zur Arbeit fahren. Um die enormen Sprit- und Energiepreise abzufedern, will die Bundesregierung ein 9-Euro-Monatsticket für den Nahverkehr einführen. Autofahrer und Nutzer von Bus und Bahn sollen damit entlastet werden. Gleichzeitig ist das Ticket auch ein Anstoß, vielleicht generell mehr auf den ÖPNV zu setzen.
Klar ist bislang: Es soll 90 Tage gelten. Noch nicht klar ist, wann es eingeführt wird und wie die Bedingungen im Einzelnen aussehen. Viele Fahrgäste, die bereits bei den Fahrern oder in den Verkaufsstellen nachfragen, muss der Regionalverband deshalb erst einmal vertrösten. „Wir bitten die Fahrgäste noch um Geduld. Wir und die Verkehrsunternehmen der Region wissen selbst noch nicht, wann und wie das 9-Euro-Ticket umgesetzt wird“, kommentierte Ralf Sygusch, Direktor des Regionalverbands Großraum Braunschweig, der für den ÖPNV in der Region zuständig ist, und verspricht: „Sobald es eingeführt wird, wird der Verkehrsverbund Region Braunschweig (VRB) dazu informieren.“
Mehr Pendlern den Umstieg auf Bus und Bahn schmackhaft machen – das kann nur im Interesse der Verkehrsbetriebe liegen, die durch die Corona-Pandemie stark gebeutelt waren.
Während des Lockdowns mieden die Fahrgäste den ÖPNV oder arbeiteten im Homeoffice, was zur Folge hatte, dass einer McKinsey-Studie zufolge die Zahlen um 70 bis 90 Prozent einbrachen. Ralf Sygusch vom Regionalverband begrüßt deshalb die Entscheidung für ein 9-Euro-Ticket. „Wir sind froh, dass die Bundesregierung den Öffentlichen Personennahverkehr in ihrem Entlastungspaket berücksichtigt hat.“ Die hohen Energiekosten zeigten einmal mehr, dass Bus und Bahn eine attraktive Alternative zum Fahren mit dem eigenen Auto sind. „Es ist ein guter Zeitpunkt, um neue Fahrgäste zu überzeugen“, ergänzt Sygusch.
Dass die Unternehmen entlastet werden sollen, sei ebenso wichtig, so der Verbandsdirektor. Denn auch die Bus- und Bahnunternehmen der Region haben durch die hohen Benzin- und Dieselpreise deutlich höhere Kosten. Inwiefern die angekündigte Unterstützung des Bundes in diesem Bereich ausreiche, sei abzuwarten.
Rund 2,5 Milliarden Euro wird das Ticket den Bund voraussichtlich kosten, die Umsetzung ist dann Ländersache. Schon jetzt ist sicher: Auf die Verkehrsbetriebe kommt jede Menge administrativer Aufwand zu, denn sie müssen ihre Systeme umstellen. Unsicherheit herrschte anfangs auch über die Frage, was mit den Abo-Kunden passiert, die ihre Fahrkarten im Vorfeld erworben haben. Sie konnten inzwischen beruhigt werden: Das Ticket gilt auch für sie, dennoch bleibt im Detail noch viel zu klären.
Die Verkehrsminister der Länder hatten deshalb als erste Reaktion vorgeschlagen, lieber ein Null-Euro-Ticket einzuführen, um den verwaltungstechnischen Aufwand so gering wie möglich zu halten. „Gerade in Flächenländern wie Niedersachsen mit über 50 einzelnen Tarifsystemen lässt sich so ein Ticket nicht mal eben einführen“, befürchtet der niedersächsische Verkehrsminister Dr. Bernd Althusmann (CDU) einen langen zeitlichen Vorlauf. Ein Null-Euro-Ticket – das könnte sich auch der Regionalverband vorstellen. „Der Verband teilt die Auffassung, dass ein kostenloses Ticket den Verwaltungsaufwand grundsätzlich reduzieren könnte. Für Vorschläge, wie ein Ticket für 9 Euro im Monat umgesetzt werden kann, ist er jedoch ebenfalls offen“, teilte er auf Anfrage der NH mit.