19. September 2021
Allgemein

Von wegen Etrusker: Die kleine Schale kommt aus Ägypten

Eine alte Schale könnte die große Geschichte nach Grasleben bringen

Per Vertrag vereinbarten Stefan Brosze sowie Gabriele und Heinrich Lohrengel (v.i.) Ende August, dass sie die Geschichte der kleinen alten Schale aufklären wollen. Jetzt sind sie einen entscheidenden Schritt weiter. Archivbild: Erik Beyen

Grasleben. So schnell kann aus der Geschichte um eine kleine alte Schale eine ganz große werden. Gemeint ist die vermeintliche Etrusker-Schale (wir berichteten). Sie befindet sich im Besitz des Vereins Der Markgrafsche Hof, Museum Grasleben. Bislang waren Experten davon ausgegangen, dass sie etwa 2400 Jahre alt und ein Erbe der Etrusker ist. Doch das stimmt wohl nicht, wie Spezialisten des Museums für Früh- und Vorgeschichte in Berlin nun herausgefunden haben wollen. Demnach ist die Schale etwa 3500 Jahre alt und ist ein Relikt aus der Zeit der alten Ägypter.

Die neuen Erkenntnisse könnten helfen, den Weg der Schale in der etwas jüngeren Vergangenheit zu klären. Zunächst aber zu ihrer Herkunft: Laut den Experten aus Berlin besteht das gute Stück aus Nilton 1B, das ist ein Tonvorkommen aus der Gegend um Assuan. Dafür sprächen Form, Größe und Lasur. Und es wird noch konkreter: Sie soll aus der 18. Dynastie stammen, heißt: Diese kleine unscheinbare Schale könnte mitunter Geschichten aus dem „Neuen Reich“ (18. bis 20. Dynastie, 1550 bis 1070 vor Christus) erzählen. Dort war die Schale offenbar ein ganz normales Essgeschirr. Davon gehen jedenfalls die Berliner Ägyptologen aus. „Einer von ihnen war nach eigenem Bekunden selber an Ausgrabungen in der Assuan-Region beteiligt“, erzählt Heinrich Lohrengel vom Museumsverein in Grasleben. Die Schalen seien dort in Massen aufgetaucht, habe dieser berichtet.

König Echnaton und seine Gemahlin Nofretete waren Herrscher in der 18. Dynastie. Eine Schale aus ihrer Zeit befindet sich nun in Grasleben. Dorthin könnte es das gute Stück zur NS-Zeit verschlagen haben. Darauf lässt zumindest die Tatsache schließen, dass das August-Kestner-Museum in Hannover mit seiner Ägyptischen Abteilung seine Artefakte im Salzstollen unter Grasleben einst in Sicherheit gebracht hat.
Die Spezialisten aus Berlin haben den Fall nun ihren Kollegen in Hannover übertragen. Dort forscht man, ob die Schale von Grasleben Teil der Ägyptischen Sammlung des Kestner-Museums gewesen ist. Dann wäre klar: Sie ist ein Teil des „Verstecks“, dem Heinrich Lohrengel eine Sonderausstellung und ein Buch gewidmet hat. Mehr dazu auf der Internetseite des Museumsvereins: www.museumgrasleben.de.

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