14. Juni 2021
Umwelt

Wolf reißt Tiere im Helmstedter Nordkreis

Aus einer Schafsherde wurden – amtlich bestätigt – im April vier Schafe vom Wolf getötet

Im Helmstedter Nordkreis ist ein Wolfs unterwegs.

Helmstedt. Im Helmstedter Nordkreis tummelt sich offenbar ein Wolf. Das Tier hat bereits im April vier Schafe einer Herde aus einem Ortsteil der Gemeinde Bahrdorf gerissen, weitere acht Schafe erlitten demnach einen Kehlbiss, kamen aber durch.

Auch in Velpke, so wird vermutet, hat der Wolf zugeschlagen und ein Rind getötet. Eine weitere Meldung kommt aus Danndorf.

Alle Fälle sind dokumentiert. Das parteilose Mitglied des Bahrdorfer Gemeinderates, Karl-Heinz Schaare, machte auf sie aufmerksam. In einem Telefonat sprach er von Angst, die sich unter den Tierhaltern ausbreite.

Das sind die bekannten Fakten: Der Wolfsriss in der Schafsherde im Bahrdorfer Ortsteil ist amtlich bestätigt. Zuständig dafür ist der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz in Hannover (NLWKN). Den Fall des getöteten Rinds in Velpke haben die Wolfsberater Marc Böhles und Henning Johns dokumentiert. Festgehaltene Indizien, erklärte Böhles am Telefon, wiesen gleichwohl auf einen Wolf hin. Ein offizielles Untersuchungsergebnis steht jedoch noch aus. Das gilt auch für den Fall in Danndorf, den Volker Meier aufgenommen hat. Auch dort sprächen die Spuren für einen Wolf.

Karl-Heinz Schaare zeigte am Telefon Unverständnis für die Entwicklung. Diese sei den Naturschutzverbänden zuzuschreiben, die nun sehen müssten, wie sie das Problem lösten. Reinhard Wagner vom NABU in Helmstedt nimmt Äußerungen wie diese, nach eigenem Bekunden, gelassen. „Der Wolf hat sich selber angesiedelt“, erklärte er. Demnach stammen die Tiere vornehmlich aus Osteuropa und dem Baltikum. In Niedersachsen gäbe es 21 Rudel, sechs Paare und zwei Einzeltiere, Stand 2019. Aktuellere Zahlen gäbe es noch nicht.

Weil die Tiere ein gut 250 Quadratkilometer großes Revier benötigten, glaubt Wagner eher nicht an die Ansiedlung eines Rudels im Landkreis Helmstedt und direkter Umgebung. Ein Paar wäre da schon eher möglich. „Wir haben hier nicht die großen unbesiedelten Flächen, wie es sie in der Lausitz oder in der Heide gibt“, sagt er. Die Fläche sei auch maßgeblich für die Population, weil es keine Überbelegung oder auch Überlappung von Revieren gäbe. Reiche das Nahrungsangebot nicht für alle, würden junge Tiere verjagt und etwa die Reproduktion verlangsamt, und das ohne jeden Einfluss durch den Menschen. „Eine Überpopulation kann es nicht geben, weil das die Natur selber regelt, es sei denn, der Mensch greift ein“, ist sich Reinhard Wagner sicher.

Für Halter von Nutztierherden gelte es nun, sich um einen „anständigen“ Herdenschutz zu bemühen. Besonders wirksam sei ein Elektrozaun von 90 Zentimetern Höhe, wer einen Maschendrahtzaun nutze, brauche eine Höhe von 1,20 Metern. Da der Wolf in über 80 Prozent der Fälle eben nicht über den Zaun springe, müsse auch ein Untergrabungsschutz von 30 bis 50 Zentimetern im Erdreich berücksichtigt werden. Alle Maßnahmen, so Wagner, würden vom Land Niedersachsen mit bis zu 30 000 Euro pro Halter gefördert, was für alle gemeldeten Herden gelte. Auch die Anschaffung von Herdenschutzhunden werde finanziell unterstützt.

Grundsätzlich, führt Wagner aus, sei der Wolf ein gesellschaftliches Problem. Er sei aber auf europäischer und nationaler Ebene geschützt. „Darum bringt es auch nichts, ihn ins Jagdrecht aufzunehmen“, so der Natur- und Artenschützer. Gleichwohl erkenne er die Befürchtung unter den Jägern, dass Isegrim zum Jagdkonkurrenten werden könnte, denn: „Untersuchungen über einen Zeitraum von mehreren Jahren haben ergeben, dass Nutztiere lediglich 1,1 Prozent der Risse ausmachen. Der Großteil trifft Rehe, gefolgt von Wildschweinen“, so Wagner.

Wer sich näher über bestätigte Wolfssichtungen und -ansiedlungen informieren will: www.wolfsmonitoring.com

Auch interessant