18. April 2021
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Trotz steigender Preise wird gekauft

In unsicheren Zeiten wird in „Betongold“ investiert – Dazu kommt eine hohe private Nachfrage

Die Corona-Pandemie hat den Wunsch nach einem Haus mit Garten noch beflügelt. Die Nachfrage nach Bauland wächst (hier Ziegelberg-Süd in Helmstedt), die Preise steigen. In Helmstedt liegt die Spanne zwischen 60 und 150 Euro je Quadratmeter. Foto: BZV-Archiv

Region. Die Corona-Pandemie hat viele Branchen ausgebremst, nicht aber die Makler. „Wir haben im Verkauf einen erstaunlich regen Immobilienmarkt“, stellen Horst-Martin Rühland, Dirk Teckentrup und Michael Kellner übereinstimmend fest, als sie jetzt den Bericht der Grundstücksbörse – einem Zusammenschluss von Maklern aus der Region – für das Jahr 2020 vorstellten.

Der Immobilienmarkt boomt nicht trotz, sondern wegen Corona. Der Wert eines eigenen Gartens würde jetzt ganz anders bewertet als vor der Pandemie. Dazu kommt, dass Anleger vermehrt in „Betongold“ investieren, selbst wenn die Preise mittlerweile so hoch sind, dass die Rendite ziemlich überschaubar ist. Dazu kommen historisch niedrige Darlehenszinsen. „Zehnjahresgelder für unter einem Prozent Zinsen – das gab es noch nie“, sagt Makler Dirk Teckentrup.

Vom Trend zum Eigenheim profitieren um die Städte Wolfsburg und Braunschweig die angrenzenden Landkreise wie Helmstedt oder Gifhorn. Und das aus zwei Gründen: Bauland ist hier noch immer etwas günstiger und der Weg ins VW-Werk nicht allzu weit. „Helmstedt hat sich als Wohnstadt entwickelt, aus der die Menschen schnell nach Wolfsburg kommen“, stellt Martin Kellner fest. Die Folge: „In den Landkreisen sind die Immobilienpreise gestiegen, wenn ich von dort gut zur Arbeit komme“, bestätigt auch Horst-Martin Rühland. Dies sei aber kein Wunder, denn in Braunschweig sei das Einfamilienhaus in guter Lage nicht mehr unter 500 000 Euro zu haben. Makler Dirk Teckentrup: „Da konnte ich früher eine Villa für kaufen.“ Nur Neubürger aus München oder Hamburg, die schon lange ganz andere Preise gewohnt sind, kämen angesichts der günstigen Braunschweiger Mieten und Immobilienpreise ins Schwärmen.

In einer bestimmten Lebensphase, wenn die Kinder noch klein sind, möchten sich Familien den Wunsch nach dem eigenen Haus erfüllen – koste es, was es wolle. Da es in Braunschweig aber fast kein Bauland dafür gibt, weichen Familien ins Umland aus oder schauen sich nach älteren Häusern um. Die hätten zwar häufig einen Modernisierungsstau was Wärmedämmung und Haustechnik angehe, dafür sind sie oft schön und zentrumsnah gelegen. Selbst ältere Reihenhäuser für 300 000 Euro würden den Verkäufern in Wolfsburg förmlich aus den Händen gerissen. „Sie sind oft nur einen Kilometer vom Zentrum entfernt. Dieses Argument zählt mit Blick auf die Elektromobilität immer mehr, da Familien sich zunehmend das zweite Auto sparen wollen, mit dem E-Bike oder E-Auto unterwegs sind und deshalb Wert auf kurze Wege legen.

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