Von Erik Beyen
Helmstedt. Nachdem die Politik bei ihrer Entscheidung zur Verlängerung des Lockdowns bis zum 7. März die Gastronomie schlichtweg vergessen hätte, würden die Stimmen eben aus den politischen Lagern, die der Branche eine Perspektive bieten wollen, lauter werden. Um genau so eine Perspektive geht es auch dem Vorsitzenden des DEHOGA Bezirksverbandes Land Braunschweig-Harz, Florian Hary.
„Das heißt ja nicht, dass wir sofort aufmachen wollen“, sagte er in einem Telefonat und fordert: „Wir brauchen jetzt einen Plan.“ Und der soll nach Harys Vorstellungen eine ganze Reihe von Rahmenbedingungen definieren und festschreiben.
An erster Stelle geht es um einen Zeitplan. Wann dürfen Gastronomie und Hotellerie wieder loslegen? Die Frage sei nicht nur angesichts von Äußerungen, dass etwa ein Osterurlaub in diesem Jahr kaum möglich sein wird, unbedingt zu klären, meint Hary, denn: „Niemand kann so weit vorausschauen“, glaubt er. Zudem brauche die Branche, wie alle anderen auch, Planungssicherheit. „Wir müssen Waren vorbestellen und eine ganze Reihe an Vorbereitungen treffen, bevor wir loslegen können“, erklärt der Gastronom.
Es sei wichtig, sich jetzt Gedanken über die Öffnung der Gastronomie- und Hotelbetriebe zu machen. „Man kann das Thema nicht stets um 14 Tage verschieben“, so Hary. Zu den Gedanken gehört seiner Meinung nach auch die Frage nach dem Umgang mit den Inzidenzwerten. „Was passiert denn, wenn wir in Helmstedt eine Inzidenz von über 50 und in Wolfsburg unter 35 haben? Müssen wir in Helmstedt dann die Betriebe wieder schließen?“ Bei der aktuellen Regelung ergebe sich ein heilloses Durcheinander.
In diesem Zusammenhang erneuert Hary die Forderung, die Hotspots aus den Inzidenzwerten herauszurechnen. „Eine Inzidenz, die das öffentliche Leben beeinflusst, muss auch das öffentliche Leben repräsentieren“, fordert er.
Auch die Auflagen bei einem möglichen Neustart der Branche müssten überdacht werden, sagt der Gastronom. „Wir haben gute und durchdachte Hygienekonzepte und nehmen gerne alles mit, was es an neuen Möglichkeiten gibt“, so Florian Hary, aber: Die Begrenzung etwa von belegbaren Tischen lehne er absolut ab. „Damit muss man nicht mehr anfangen, weil das für viele Betriebe wirtschaftlich nicht darstellbar ist“, so Hary. Auch dafür gebe es Möglichkeiten, etwa Lüftungskonzepte oder auch Plexiglasscheiben zwischen den Tischen.
Grundsätzlich sei die Lage in seiner Branche unverändert kritisch. Und das liege in erster Linie daran, dass die Politik ihre Versprechen eben nach wie vor nicht einhalte. „Es fehlt immer noch ein Drittel der Novemberhilfe“, ärgert Hary sich. Er hält Zahlen der N-Bank bereit: In Niedersachsen haben demnach 53 240 Betriebe die November- und Dezemberhilfe beantragt. Davon wurden 30 724 bewilligt aber lediglich in Teilen ausgezahlt.
Die Überbrückungshilfe II, sie galt bis zum 31. Dezember 2020, beantragten 10 150 Betriebe. 8 549 Anträge seien bewilligt aber ebenfalls nur in Teilen ausgezahlt. „Das ist einfach nicht mehr tolerierbar. Wir können nicht Monat um Monat auf die Hilfen warten“, schimpft Hay, „nächste Woche sind Löhne und Krankenkassen fällig. Kurzarbeitergeld müssen wir vorstrecken.“
Wenn das so laufe, müsse man sich nicht darüber wundern, dass eine Branche vor die Hunde gehe. Trotzdem sieht Florian Hary einen Hoffnungsschimmer.