10. Mai 2020
Menschen

Das Ende der großen Pause

In Schulen hat der Unterricht nach einem Stufenplan wieder begonnen

Der morgendliche „Einlass“ beim Gymnasiums Julianum in Helmstedt. Foto: Dr. Heike Roy/oh

Helmstedt. Es sind befremdliche Bilder, die Heike Roy unserer Zeitung zur Verfügung stellt. Sie zeigen Schule in Corona-Zeiten, unter Auflagen, Schule im Ausnahmezustand. Sie zeigen aber auch Lösungen und damit ein Stück Zuversicht. Heike Roy ist Schulleiterin des Gymnasiums Julianum in Helmstedt. Mit ihr sprachen wir über die kleinen Schritte hin zu einem Stück Normalität für Kinder, Jugendliche und die Lehrkräfte.

In einer kleinen Serie stellen wir die Schulen in den nächsten Wochen in den Fokus. Den Anfang machen die Abiturienten. Das Julianum dient für sie als Sammelschule, für alle jungen Leute, die in diesem Jahr ihre Abschlussprüfungen ablegen. Bevor aber auch nur ein junger Mensch das Gebäude zum Unterricht betreten durfte, galt es für die Schule, Auflagen zu erfüllen und sich vorzubereiten. Dazu gehörte auch eine Abfrage unter den Schülern. „Wir haben abgeklärt, wer zur Risikogruppe gehört oder mit einem Menschen aus dieser Gruppe in einem Haus lebt“, so Heike Roy. Diese Abfrage basierte auf einem Erlass des Kultusministeriums. Demnach können betroffene Schüler frei entscheiden, ob sie am Unterricht in der Schule teilnehmen oder weiterhin Homeschooling vorziehen.

Etwas surreal mutet der Start in jeden Schultag an: „Sie kommen morgens mit Abstand, werden namentlich erfasst, kurz auf ihre Gesundheit überprüft, gehen dann direkt in ihre Räume“, so Roy. Sie ergänzt: „Wir haben das Glück eines Traktbaus. So haben die Abiturienten einen eigenen Gebäudeteil für sich.

38 Abiturienten wollen ab Montag ihre schriftlichen Prüfungen ablegen. Zwei Wochen wurden sie im Blockunterricht in ihren fünf Prüfungsfächern noch einmal unterrichtet. Alles recht überschaubar, was den Organisationsaufwand betrifft, meint Heike Roy. Doch das ändert sich, denn am Montag kommen auch die zwölften Klassen zurück, schrittweise dann auch weitere Jahrgänge, in A- und B-Kursen aufgeteilt, um die Zahl der Schüler im Gebäude gering zu halten. Im Einbahnstraßensystem geht es für die Schüler durch das Gebäude, in den Pausen tragen sie freiwillig Masken, doch die Sache mit dem Schülertransport bereitet Heike Roy echte Bauchschmerzen. Dort müsse der Nahverkehr unbedingt nachlegen, damit Abstände eingehalten werden können.

Der sichtbare Aufwand ist die eine Seite. Deutlich kraftzehrender, was niemand sieht. Denn sowohl Schüler als auch Lehrer agieren in einem Spagat zwischen Homeschooling, Klausuren, Klausur-Ersatzleistungen und Aufgabenstellungen. Klassenlehrer rufen einmal pro Woche jeden Schüler an, Fachlehrer erarbeiten differenzierte Unterrichtsinhalte. „Dieser Spagat ist schon ziemlich belastend“, kommentiert Heike Roy. Eines aber erkennt sie: Manch Schüler öffnet sich seinem Klassenlehrer gegenüber, wie es im Normalfall kaum passiert wäre. „Das ist sehr positiv.“

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