28. März 2020
Menschen

Nicht aufhalten lassen

Die Einschränkungen durch die Corona-Krise sehen die Lohrengels von der positiven Seite

Langeweile kommt bei Gabriele und Heinrich Lohrengel während der aktuellen Corona-Krise nicht auf. Foto: Erik Beyen

Grasleben. Struktur im Alltag – in diesen Tagen profitieren Gabriele und Heinrich Lohrengel aus Grasleben von eben dieser Eigenschaft, die sie nach eigener Aussage bereits sicher durch ihr Berufsleben begleitet hat. Die beiden Pädagogen im Ruhestand sehen in der aktuellen Krise nicht nur die Restriktionen für ihren Alltag, im Gegenteil.

„Wir nehmen die Dinge, wie sie kommen und machen das Beste daraus“, sagt Gabriele Lohrengel am Telefon. Unserer Zeitung erzählt sie, was genau sie damit meint und wie ein Alltag unter erschwerten Bedingungen aussieht.

Eigentlich, so die pensionierte Lehrerin, sähen sie und ihr Mann die Situation positiv. „Da gibt es so viele schöne Gesten, die beweisen, dass die Menschen aneinander denken“, sagt sie. Das Ehepaar hat es erlebt: Ein Beutel mit einer Rolle Toilettenpapier, einer kleinen Flasche Likör und einer netten Karte hing dieser Tage am Griff der Haustür. „Sowas finde ich so schön“, freut sie sich, nicht ohne gleich Pläne zu schmieden: „Ich nehme die Idee auf und werde jetzt auch kleine Aufmerksamkeiten verteilen.“ Virtuell tut sie das bereits seit Ausrufung des Kontaktverbotes: „Per Whatsapp schicke ich meinen Freunden jeden Morgen einen Blumenstrauß mit einem Gruß.“

Es sind die persönlichen Kontakte, die besonders Gabriele Lohrengel fehlen, die Herzlichkeit in einer Umarmung, etwas menschliche Nähe. „Zum Glück haben wir uns, mein Mann und ich“, sagt sie, lacht und wird ernst: „Die Maßnahmen tun weh, aber sie sind sinnvoll und richtig.“ Pensionäre seien dabei noch privilegiert, meint Lohrengel. „Wir können, müssen aber nicht.“ Damit spielt sie auf die häusliche Abschirmung an. Ältere Menschen müssten nicht etwa täglich zur Arbeit.

Zurück zur eingangs erwähnten Struktur im Alltag. Die brauchen Gabriele und Heinrich Lohrengel auch, denn Langeweile kommt bei den beiden nicht auf. Sie sind im Verein „Der Markgrafsche Hof Museum Grasleben“ engagiert. „Da gibt es immer was zu tun, denn: Wir planen trotzdem“, so Gabriele.

Damit sie den Überblick behalten, gibt es in der Struktur harte und weiche Elemente. Die weichen gehen unter anderem durch den Magen: Frühstück, Mittag- und Abendessen zu festen Zeiten. „Natürlich bietet die aktuelle Lage auch Zeit, um mal etwas anders auszuprobieren“, so die Lehrerin in Sachen Essen. Die harten Elemente tun durchaus dem Körper gut. „Etwas Gymnastik, ein paar Runden durch den Garten, Bewegung brauchen wir“, so Gabriele Lohrengel.

Zwischen den weichen und harten Elementen der Struktur steht echte Arbeit an. „Wir haben richtig viel vor“, verrät Lohrengel, meint den Verein und schränkt ein: „Momentan kann man ja nicht wirklich planen, aber wir wollen vorbereitet sein, wenn Normalität eintritt.“ Konkret geht es nicht nur um Anträge für die barrierefreie Herrichtung des Hofes. Nein, die Kaffeestube soll ein echter Veranstaltungsort werden. Im Gespräch fallen Begriffe wie Salzonismus oder Salzogeten.

Kennen Sie nicht? Macht nichts, Gabriele wird es allen erklären, und zwar in der Kaffeestube des Museumshofes. Die hat, wenn die Experten Corona im Griff haben, sonntags geöffnet. Künftig soll es dort zu Kaffee und Kuchen aus der eigenen Küche Unterhaltung geben. So plant der Verein etwa einen englischen Nachmittag, will einen Sonntag dem Komiker Heinz Erhardt widmen, Lesungen, Liedernachmittage und Vorträge anbieten. Corona kann Gabriele und Heinrich Lohrengel allenfalls auf einen Umweg zwingen, aber nicht aufhalten.

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